Jeder, der verschiedene Merkwürdigkeiten und Kuriositäten mag, wird vom Grand Café Orient fasziniert sein. Es ist nämlich das einzige rein kubistische Café.
Die ganze Buffettheke ist kubistisch, die Spiegel sind kubistisch, die Kronleuchter, Stühle, Türgriffe sind kubistisch… Soweit das Auge reicht, überall ist Kubismus. Sie werden sich sicher nicht langweilen, wenn Sie klare Linien in den kleinsten Einzelheiten entdecken und die zarte Harmonie der Farben und Muster bequem von dem hellen, gemütlichen Raum voller Eleganz beobachten.
Ein Besuch dieses Cafés ist eine großartige Gelegenheit, tschechischen Kubismus vom Anfang des 20. Jahrhunderts persönlich kennenzulernen. Er ist deswegen spezifisch, weil er sich nicht nur in der Malerei und Bildhauerei gezeigt hat, sondern auch in der Architektur und sogar in Inneneinrichtungen, Möbeln oder Tischgedecken. Kubismus war eine Kunstbewegung, die sich bemüht hat, ein Teil des Alltagslebens zu werden und einen neuen, sehr gehobenen Lebensstil durchzusetzen. Er war ein Leitbild für die Prager Avantgarde, ein Ideal, das 1912 durch die Eröffnung des kubistischen Cafés Grand Orient erfüllt wurde. Das Café befindet sich im ersten Stock des Hauses „Zur Schwarzen Muttergottes“ (U Černé Matky Boží), eines der berühmtesten kubistischen Bauwerke des Architekten Josef Gočár. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde das Café als unmodern bezeichnet, geschlossen und sollte in Vergessenheit geraten. Das ist aber glücklicherweise nicht geschehen. Das Café wurde nach zeitgemäßen Fotos getreu rekonstruiert und ist wieder zu einem Lieblingsplatz für ein tägliches Frühstück, eine heiße Schokolade mit der Familie oder ein Treffen mit Freunden bei ausgezeichnetem Cappuccino geworden.