Holešovice – auf Deutsch „Holleschowitz“ – wurde im Mäander der Moldau gegründet, die es von allen Seiten umfließt. Das direkte Verhältnis von Fluss und Stadtviertel wurde zwar in den letzten Jahren durch Neubauten leider gestört, trotzdem bleibt der Fluss für den Charakter des Quartiers ein Schlüsselelement. Die regelmäßige Struktur erinnert an Industriestädte des 19. Jahrhunderts. Der dynamische und ungestüme Charakter dieser Zeit ist bis heute in der vielfältigen Bebauung spürbar, wo sich nebeneinander Fabrikareale, bescheidene Bauten und stattliche Mietshäuser tummeln, die an den ursprünglichen landwirtschaftlichen Charakter des Viertels erinnern.
In den letzten Jahren hat sich Holešovice in eines der belebtesten Kulturviertel Prags verwandelt. Geschlossene Fabriken boten idealen Raum für die Entstehung alternativer Kultureinrichtungen wie des Zentrums für moderne Kunst „DOX“ (Centrum současného umění DOX), des Theaters „La Fabrica“ oder der Theaterbühne „Jatka 78“ (Schlachthof 78), die Gastgeber für Theater- und Zirkusaufführungen aus ganz Europa ist. Der historische Schlachthof, auf dem sich das eben erwähnte Theater befindet, heißt heute Tržnice (Markthalle) und ist das Epizentrum des örtlichen Lebens. In den historischen Hallen findet man einen großartigen Gemüsemarkt, Möbelbasare sowie Geschäfte mit nachgemachten asiatischen Waren: Dieses Ensemble stellt ein faszinierendes Freilichtmuseum der 80er und 90er Jahre des letzten Jahrhunderts dar.
Der westliche Teil von Holešovice ist vom östlichen durch eine leere Bahnhofsfläche abgetrennt, die sich einmal zweifellos in eine der größten Baustellen im Zentrum von Prag verwandeln wird. Bevor das passiert, kann man die irreale Atmosphäre eines offenen Industriegeländes erleben, das sich wie durch ein Wunder in dieser belebten Metropole erhalten hat.
Sehenswürdigkeiten und kulturelle Einrichtungen:
Hervorzuheben sind beispielsweise das erwähnte ehemalige Schlachthofareal, verschiedene Industriebauten (die ehemalige „Ferona“ und weitere Areale) oder die außergewöhnliche Liebener Brücke (Libeňský most) von Pavel Janák, die ein bemerkenswertes Beispiel der Architektur im Umbruch vom abklingenden Kubismus zur entstehenden puristischen Bewegung repräsentiert.
Von den kulturellen Einrichtungen können wir neben den erwähnten Theatern „La Fabrica“ und „Jatka 78“ die Galerie „DOX“ – Zentrum für moderne Kunst nennen: Sie ist Gastgeber für Ausstellungen und Künstler aus der ganzen Welt.